Für Simulationberechnungen liefert ASERI eine Reihe von Modellierungsmöglichkeiten um komplexe Evakuierungsituationen abzubilden. Die Bewegung von Personen mit ihren individuellen Eigenschaften (wie Köpergröße, Gewicht, Umfang, Gehgeschwindigkeit, etc. ) erfolgt unter Beachtung der anderen Personen und der Vermeidung von Kollisionen mit Objekten sowie gfs. der Einwirkungen der Umwelt (Rauch, Wärme, toxische Gase). ASERI berücksichtigt die Kriterien, wie sie im vfdb-Leitfaden für Ingenieurmethoden des Brandschutzes beschrieben werden.
Bezüglich ihres Raumbedarfs ist in ASERI eine Person durch ihre Schulter- und Brustbreite sowie durch ihre momentane Orientierung charakterisiert. Schulter- und Brustbreite können für jede Personen individuell gewählt werden, entweder durch explizite Zuordnung oder durch geeignete Verteilungsfunktionen, entsprechend der zu untersuchenden Population. Außerdem lassen sich spezielle Personentypen (z.B. Rollstuhlfahrer mit und ohne Begleitperson, Rollstuhlfahrer mit Hilfspersonen auf Treppen, Kinderwagen, Personen mit Gehhilfe, Personen mit leichtem oder sperrigen Gepäck, etc.) explizit berücksichtigen.
Die effektive Fortbewegungsgeschwindigkeit ergibt sich zunächst aus der mittleren Gehgeschwindigkeit bei unbehinderter Bewegung. Dies ist eine individuelle Kenngröße, die von der Mobilität der betreffenden Person abhängt. Direkte Änderungen dieses Wertes ergeben sich bei der Bewegung auf Treppen, beim Überwinden von Höhenunterschieden sowie durch die Wirkung von Verbrennungsprodukten. Außerdem wird die Gehbewegung – im Sinne der effektiven mittleren Fortbewegungsgeschwindigkeit – insbesondere durch den Einfluss der Bewegung anderer Personen beeinflusst (Staubildung), wie nachfolgend ausführlicher erläutert.
Zur Vermeidung von Kollisionen wird ein Anpassungsmechanismus aktiviert, der verschiedene Bewegungsalternativen zulässt: Die Person kann so weit wie möglich, ohne Änderung der Bewegungsrichtung, aufschließen oder sie kann versuchen, die vordere Person zu überholen. Die Wahl erfolgt unter der Prämisse einer möglichst effektiven Annäherung an das anzusteuernde Ziel in Abhängigkeit von dem durch die Raumgeometrie und der Anwesenheit anderer Personen verfügbaren Platz. Bei dieser durch andere Personen, Raumbegrenzungen oder Hindernisse verursachten Bewegungsanpassung ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass bei der Fortbewegung situationsabhängig gewisse Mindestabstände eingehalten werden. Aus empirischen Beobachtungen ergeben sich so freie Randschichten, deren Breite von der Art des baulichen Elements abhängt. Möchte man die Bewegung unter der Annahme einer unmittelbar drohenden Gefahr oder in räumlich beengten Umgebungen (z.B. Tribünen oder Treppenhäuser in Kombinationen mit großen Personenmengen) simulieren, kann der Wert dieser freien Randschichten durch die Wahl der Verhaltensoption „Gefahr“ gegenüber dem Standardmodus „Entfluchtung“ entsprechend reduziert, für die Simulation der Bewegung unter besonders komfortablen Bedingungen gegebenenfalls auch erhöht werden.
Bestimmten Bereichen des Simulationsgebietes kann gegebenenfalls eine zeitabhängige Kohlendioxid-, Kohlenmonoxid-, Zyanwasserstoff- (HCN) und Sauerstoffkonzentration, Sichtweite (bzw. optische Rauchdichte) sowie eine Hitzewirkung (Wärmestrahlung und Lufttemperatur) zugeordnet werden. Damit lässt sich bei Bedarf die dynamische Ausbreitung von Verbrennungsprodukten, welche entweder im Rahmen einer Schutzzielbetrachtung vorgegeben wird oder aus Modellrechnungen, Experimenten oder Abschätzungen bekannt ist, in die Evakuierungssimulation mit einbeziehen.